Schule für Zauberei

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Es gibt sie nicht nur in der Phantasiewelt eines Harry Potter, in der man umständich über Gleis 9¾ das Reich der Zauberei betritt. Nein, hier in Tainan gehört die „Magic School of Green Technology“ ganz offiziell zur (Muggle) Universität. Neben den älteren Gebäuden aus Ziegelstein residieren die Magier in einem architektonisch gelungenen Niedrigenergiehaus. Magier eben.

Bei meinem Besuch erschreckte ich die Studentinnen vor dem Haupteingang mit einem „I have a question“. Sie verwiesen mich mit meiner Frage, die ich noch nicht einmal gestellt hatte, sofort an ihre Professorin. Ich wollte natürlich wissen, was es mit der Zauberei auf sich hat. Es wäre rein metaphorisch gemeint, klärte mich die Dame auf.

Wie schade.

Nanu, ein Leuchtturm im Stadtzentrum?

Falsch gedacht. Der weiße Turm neben einem großen Kreisverkehr ist eine alte japanische Wetterstation. Gleich im ersten Jahr der Kolonialzeit (1897) bauten die Japaner auf Taiwan Wetterstationen. Die letzte ihrer Art befindet sich in Tainan und ist heute ein Museum.

Am Eingang sitzt ein älterer Herr und liest Zeitung. Nachdem ich ihn auf Chinesisch angesprochen hatte, geht er davon aus, dass ich „Guoyu“, wie man hier sagt, fließend beherrsche und bietet mir gleich eine Führung an. Leider beschränkt sich mein meteorologisches Vokabular auf „Wolke“, „Wind“, „Regen“, „Sonne“, „warm“ und „kalt“.

Ich darf mich dennoch in die druckfrische Besucherliste eintragen. Mein Rundgang (im wahrsten Sinne des Wortes) endet recht bald, da die Informationstafeln alle auf Chinesisch sind. Als ich schon gehen will, zeigt mir der Herr noch den Seismographen. Das Gerät war seit den 1930ern im Einsatz, ist „Made in Germany“ und funktioniert nach wie vor. „Good quality“, Daumen hoch!

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Tranquillo

Genieße heute das (fast) Nichtstun. Lese Blogs, schreibe Emails, lege die Füße hoch, trinke Shakes und Kaffee.

Highlight des Tages war ein Friseurbesuch. Das Waschen der Haare erfolgt mit einem schäumenden Mittelchen das auf dem Haar verteilt wird bis man aussieht als hätte man Schlagsahne auf dem Kopf. Diese Prozedur dauert etwa 15 Minuten, dabei werden Kopf und Hals massiert.
Zum Abspülen geht es dann in einen extra Raum. Darf mich auf einen der drei Stühle legen auf die selbstverständlich eine Kamera gerichtet ist. Hier wird die Schlagsahne wieder ausgespült.
Das Schneiden geht dann Ruckzuck. Die Friseuse wundert sich über mein dünnes Haar. Föhnen. Fertig, alles sehr professionell. EUR 12.

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Tempeltour Tainan

Heiß ist es heute in Tainan. In weiser Voraussicht hat man vor langer Zeit zahlreiche Banyanbäume angepflanzt. Deren weit ausladende Kronen spenden Schatten und unter einem dieser Prachtexemplare verarbeite ich gerade die Eindrücke diverser Tempelbesuche.
Eine Einheimische hatte mich begleitet, so habe ich neben Nummer 7 und 8 die gern mit ernster Mine vor daoistischen Tempeln sitzen auch gelernt, warum Taiwanesen so eifrig studieren. Wegen der vier Kinder.
(Die sind auf dem 1000$ Schein abgebildet.)

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Tainan gefällt mir.

Nach Tainan

Radle durch dießiges Wetter wie es in der Ebene des Westens immer zu sein scheint. Mein Weg führt mich durch quirlige Gassen, aber auch entlang monotoner Abschnitte nach Tainan. Die Zahl der Mopeds in Tainan ließ mich kurz an Saigon denken… ist hier aber alles halb so wild.

Radelte durch riesiges Areal mit dem Namen “Science Park”. Ein Industriegebiet, sehr weitläufig mit Parks und Seen zwischen den gigantischen fensterlosen grauen Quadern in denen Elektronik, aber auch Displays und Beleuchtungen gefertigt werden.

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Rollen lassen (Alishan nach Liujia)

Was für ein Tag! Herrliche Landschaft!

Sitze erst um 8:30 im Sattel. Der Alishan ist schon in vollem Gange, die Busse rollen, aber erst einmal nach oben. Eine a zyklische Reiserichtung erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeit enorm. Ich rolle runter und kann die Aussicht genießen. Vorgestern bin ich zwar schon hochgefahren, aber da war es ja dunkel… Panorama Panorama. Fein.
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Nach 25 km biege ich in den mir als beschaulich in Erinnerung verhafteten Platz ein bei dem ich vorgestern gezeltet hatte. Ich finde einen Pinkelstop für Reisebusse. Mehrere Besatzungen drängeln sich zum Pipistop. Vor und in der Damentoilette wird mit harten Bandagen gekämpft. Da muss man schnell sein, sonst wird das nichts mit dem stillen Örtchen…

Nachdem die Reisegruppen aus Chongqing und Shandong genügend ‘ich und Langnäsin mit Fahrrad’ Fotos im Kasten haben, darf ich weiterfahren.

Bis Shizhuo ist es nicht weit. Dort verlasse ich die Alishangonglu und folge der kleinen 159 jia. Der Unterschied ist gigantisch. Die Natur rückt näher.
Gleich bei der Kreuzung das wichtigste Verkehrszeichen Taiwans:

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Bambus, Tee, Bananen, Wald,  weiter unten dann Betelnusshügel. Vogelgezwitscher.
20140406_taiwan_alishan_159a_tee
Auf einigen Abschnitten der Straße möchte ich während eines Erdbebens nicht unterwegs sein. Aber die sind ja immer an anderen Tagen…

120 km
520 hm
2600 hm runter

Zum Alishan

Nun hatte ich mir das Ziel Alishan gesetzt, doch auch der Samstag ist hier ein bustouristischer Kampftag. Früh aufstehen heisst es da also. Packe mein Zelt ein und fahre kurz vor vier ab. Toll, ab und zu ein PKW, das war’s. Dazu Sternenhimmel. Fehlt nur die Landschaft :-) .
venus

Kurz vor sieben bin ich oben, das Wetter ist gut. Treffe zwei Taiwanesen die auch eine überdachte Holzkonstruktion für ihr zhong pong (vergesse das Wort für Zelt immer wieder) genutzt hatten.
Hier oben ist es recht frisch.

Zimmersuche schwierig. Abzocke.
Ab dem späten Vormittag laufe ich diverse Trails. Naja. Schöne Zypressen aber Begeisterungsstürme weckt der Alishan nicht. Eher was für Chinesen die sich gern vor Objekten fotografieren lassen.

25 km
1000 hm

Vom Paradies in den Massentourismus

zelt_zenwen_stausee
Auf dem Weg zum Alishan starte ich vom Zengwen Stausee, der ruhig in den Bergen ruht. Es geht auf und ab am See entlang. Die Straße 3 hat hier kaum Verkehr und bis auf die Kleinstadt Dapu in der ich den guten Zhou zum Frühstück zu mir nehme und die Vorratstasche bestücke, nur einzelne Häuser ab und an.
Bin die ganze Zeit gespannt, wie lang mein Weg zur Alishangonglu sein wird. Die ungünstige Variante würde zunächst auf Meereshöhe zurückführen. Die Openstreetmap hat allerdings einen Hoffnungsschimmer in Form einer kurzen knackigen Verbindung eingezeichnet, diese fehlt allerdings auf meiner Taiwankarte. Doch irgendwann taucht der Wegweiser zum Alishan tatsächlich auf, ergänzt um den Hinweis, dass hier keine größeren Autos fahren dürften. Die Breite der Straße gleicht auch eher der eines Radwegs und es geht extrem steil hoch (brauche 2 Stunden für 5 km Luftlinie).
zurAlishangonglu
Meist schiebe ich, diese Strecke ist mit Gepäck für mich nicht machbar. Ich komme durch herrliche Landschaft. Kein Verkehr bis auf vier Bauern mit besonders schmalen Mini-LKWs die immer fragen wo ich hin möchte oder mein Rad gleich aufladen wollen.
Große Bäume und wieder viele Tiere und die ganze Zeit dieses Panorama. Keine Ahnung warum ich das so schön finde :-) . Bei 900 m komme ich in die Wolken und bei 1000 auf die 18 (Alishangonglu). Und dort rollt es ohne Unterlass. Ein Bus jagt den nächsten plus Autos und kein Mopedstreifen. Och nö. Radle wenigstens auf 1350 m hoch und biege dann ab zum Milu Trail. Dort steht eine schöner überdachter Picknickplatz aus Holz und Toiletten sind auch da. Perfekt zum Zelten. Werde gleich von Taiwanesen zum Tee eingeladen und später zum Abendessen. Die drei sind mit einer mobilen Küche vom feinsten ausgestattet und alles wird frisch zubereitet. Der Tag ist gerettet.
So erfahre ich auch, dass die Taiwanesen heute den Freitag frei haben und daher (vermutlich alle) zum Alishan reisen.

63 km
1750 hm

Straße 3 km 348 (Pingtung bis kurz vor Dapu)

…so lautet meine heutige Anschrift. Etwas bescheiden auf einer Holzplattform immerhin mit gepflegter Toilette und Waschgelegenheit. Unter mir der Zengwen Stausee und ringsherum Berge aus dessen Wäldern unbekannte Laute erschallen.

Wollte eigentlich nach Dapu weiter aber das hätte ich nicht geschafft.

Heute komplett ab Pingtung die 3 gefahren. Zunächst alles verbaut, LKWs, ab Qishan besser vierspurige Straße fast allein, ab Nansi o.ä. tolle Landchaft. Hoch und runter.
Gute Nacht. Akku gleich leer.

pingtung

vielplatz

banane

mangos

95 km
950 hm

Vom Mangoland in die lückenlose Urbanität (Kenting nach Pingtung)

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Sonne in Kenting.
Ab km 20 Gegenwind und Nieselregen.
Kettenriss. Radläden sind hier nirgends. Die Mopedwerkstadt ist auch keine Hilfe “Mei you banfa” (Es gibt keine Möglichkeit). Immerhin gab es dort Werkzeug mit Hebel und Waschpaste. Repariert habe ich, als der Reparaturprofi schlechthin :-) , das Rad dann selbst. Die vier Mechaniker waren fassungslos.

Immerhin finden sich auf der Strecke reichlich Mangoverkaufsstände. Lasse mir zwei Früchte kleinschneiden und schwebe kurz darauf im zuckersüßen Früchtehimmel. Lecker! Nehme noch mehr Mangos mit.

Eigentlich wollte ich heute in einem buddhistischen Kloster übernachten, aber ich brauche ja eine neue Kette, deshalb ändere ich mein Ziel und fahre in die Provinzhauptstadt Pingtung. Finde einen Riesenradladen, aber eine passende Kette? “Mei you” (Gibt es nicht). Muss ich wohl mit der Improvisation weiterfahren. Kaufe noch einen Schlauch der immerhin für den Raddurchmesser passend ist. Und ich dachte im Land des größten Fahrradherstellers der Welt wäre das alles easy… Die haben hier aber ganz andere Fahrräder.

Immerhin sind die Taiwanesen wieder super freundlich. Beispiel: Ich frage einen Mann, wo der Radladen ist. Er erklärt es mir. Ich fahre hin und Sekunden später springt er hinter mir vom Moped. Er wollte sichergehen, dass ich den Laden auch finde. Dann erklärt er dem Verkäufer noch das Problem und verabschiedet sich.

Ansonsten merkt man hier auf der Westseite der Insel, dass Taiwan nach Bangladesh das am dichtesten besiedelte Land der Welt ist. Alles ein großer urbaner Raum. Durch die vielen Mopeds lässt es sich aber sehr gut radeln, da Mopedspur vorhanden. Klasse Sache.

108 km
320 hm
Pingtung Hotel mit Blümchencharme (Retro ohne Retro)