Archive for the 'Taiwan' Category

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Kein Ding Dong

Es ist Kaffeezeit! Eingerahmt von Grün unter einem Sonnenschirm erblicke ich einen freien Tisch bei einem 7 Eleven. Wie passend. Kaufe mir einen Cappucino und ein süßes Teilchen und setze mich hin. Nehme als erstes den obligatorischen Sauerstoffabsorber aus der Kuchenverpackung heraus… bei meiner ersten Kuchenpause in Taiwan hatte ich in diesen noch herzhaft reingebissen. Aber man is(s)t ja lernfähig :) .

Irgendetwas scheint heute anders zu sein. Ja, das “Ding Dong” fehlt! Dieses monotone Geräusch auf das die Verkäufer im Chor automatisch ein “Huanyingguanlin” (Herzlich willkommen) rufen, egal ob ein Hund, ich zum dritten mal oder ein Kunde zum erstenmal das Geschäft betreten. Die Verkäufer sind (müssen sein?) immer unheimlich beschäftigt und gucken daher nicht zur Tür. Sie hören “Dingdong” und sagen die Grußformel auf.

Ich aber höre kein “Dingdong” und das liegt zum einen an der Kreuzung an der LKWs mit 40 Fuß Containern vorbeirumpeln und zum andern am Luftraum. Da donnert ein Flieger nach dem anderen vorbei, oft mehrere gleichzeitig und das aus erstaunlich vielen Richtungen. Nun bin ich da kein Experte, aber die müssen virtuose Piloten haben. Da bekommt man richtig was geboten.
Ich frage die Verkäuferin, ob über uns immer so viel los wäre. Ja, sagt sie, das ist jeden Tag so.

Kein Wunder, in der Nähe ist der Militärflughafen.

20140411_tainan_gaoxiong_luft

Sie kommen nachts und sie wollen mein Bestes

Sie zeigen sich nicht, aber sie hinterlassen Spuren. Blutspuren.
Sie finden die Ader nicht gleich, deshalb stechen sie mehrfach zu.

Sie sind die Bettwanzen.

Mit diesen laut Wikipedia in Hotels weit verbreiteten und schwer zu bekämpfenden Plagegeistern habe ich die Nacht verbracht.
An Waden und Armen sehe ich nun aus als hätte ich die Windpocken.

Ja, wie ihr seht ist das Reisen nicht nur Zuckerschlecken sondern manchmal auch Blutspenden.

Schaufensterpuppen auf Baustellen

Eine lebensgroße Puppe darf in der Absperrung einer Baustelle keinesfalls fehlen. Diese meist mit Warnweste und Bauarbeiterhelm ausstaffierten Figuren an deren Armen eine Flagge oder ein blinkender Stab fixiert sind, gibt es in einer starren und in einer beweglichen Variante. Letztere hebt und senkt die Arme und hat etwas von Puppentheater. Sonstige Utensilien und Kleidungsstücke sind abhängig von der Kreativität des Bautrupps, gern trägt der warnende Geselle Brille, Regencape oder Mundschutz. Besonders schöne Exemplare verfügen über bunt blinkende LEDs.
20140410_taiwan_tainan_baustelle_puppe

Umweltverschmutzung durch Verbrennung von Papiergeld?

Als mir eine Taiwanesin kürzlich erzählte, dass die Tradition des Verbrennens von Papiergeld in Tempeln ernsthafte Konsequenzen für die Umwelt hätte, war ich darüber etwas verwundert und konnte mir das nicht recht vorstellen.

Heute schlenderte ich durch Tainan und kam an zahlreichen daoistischen Tempeln vorbei in denen die Einheimischen beteten und Rituale vollzogen. Draußen boten Händler riesige Pakete Papiergeld an, im Bündel oder als Fächer, sogar Schiffe. Und dann erblickte ich ein großes loderndes Feuer mit Papiergeldstapeln davor und einem Ventilator für eine bessere Luftzufuhr. An den Ofen war tatsächlich ein riesiger Filter angeschlossen!

Sehr interessant, das alles.

20140410_taiwan_tainan_tempel_geld_verbrennen_feuer

20140410_taiwan_tainan_tempel_geld_verbrennen_filter

Do you believe in Jesus?

Missionare stehen auf Personen die allein unterwegs sind und ich ziehe sie magisch an. Ruckzuck hätte ich Mormonin, Falun Gong Anhängerin, Bibelforscherin oder sogar Katholikin werden können.

Ich bewundere sehr, mit welcher Inbrunst Menschen die Ideen ihres Gurus vertreten, dessen Willen zu ihrem eigenen machen, dafür sorgen, dass Ideen anderer über Jahrhunderte weitergewollt und verfolgt werden. Soviel zum „freien“ Willen, der wohl meist ein kleiner Annex zum kulturell/religiös/familiär/politisch/medial Vorgelebten ist.

…so langsam muss ich wieder aufs Rad!

Schule für Zauberei

20140410_taiwan_tainan_magic_school_of_green_technologies

Es gibt sie nicht nur in der Phantasiewelt eines Harry Potter, in der man umständich über Gleis 9¾ das Reich der Zauberei betritt. Nein, hier in Tainan gehört die „Magic School of Green Technology“ ganz offiziell zur (Muggle) Universität. Neben den älteren Gebäuden aus Ziegelstein residieren die Magier in einem architektonisch gelungenen Niedrigenergiehaus. Magier eben.

Bei meinem Besuch erschreckte ich die Studentinnen vor dem Haupteingang mit einem „I have a question“. Sie verwiesen mich mit meiner Frage, die ich noch nicht einmal gestellt hatte, sofort an ihre Professorin. Ich wollte natürlich wissen, was es mit der Zauberei auf sich hat. Es wäre rein metaphorisch gemeint, klärte mich die Dame auf.

Wie schade.

Nanu, ein Leuchtturm im Stadtzentrum?

Falsch gedacht. Der weiße Turm neben einem großen Kreisverkehr ist eine alte japanische Wetterstation. Gleich im ersten Jahr der Kolonialzeit (1897) bauten die Japaner auf Taiwan Wetterstationen. Die letzte ihrer Art befindet sich in Tainan und ist heute ein Museum.

Am Eingang sitzt ein älterer Herr und liest Zeitung. Nachdem ich ihn auf Chinesisch angesprochen hatte, geht er davon aus, dass ich „Guoyu“, wie man hier sagt, fließend beherrsche und bietet mir gleich eine Führung an. Leider beschränkt sich mein meteorologisches Vokabular auf „Wolke“, „Wind“, „Regen“, „Sonne“, „warm“ und „kalt“.

Ich darf mich dennoch in die druckfrische Besucherliste eintragen. Mein Rundgang (im wahrsten Sinne des Wortes) endet recht bald, da die Informationstafeln alle auf Chinesisch sind. Als ich schon gehen will, zeigt mir der Herr noch den Seismographen. Das Gerät war seit den 1930ern im Einsatz, ist „Made in Germany“ und funktioniert nach wie vor. „Good quality“, Daumen hoch!

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Tranquillo

Genieße heute das (fast) Nichtstun. Lese Blogs, schreibe Emails, lege die Füße hoch, trinke Shakes und Kaffee.

Highlight des Tages war ein Friseurbesuch. Das Waschen der Haare erfolgt mit einem schäumenden Mittelchen das auf dem Haar verteilt wird bis man aussieht als hätte man Schlagsahne auf dem Kopf. Diese Prozedur dauert etwa 15 Minuten, dabei werden Kopf und Hals massiert.
Zum Abspülen geht es dann in einen extra Raum. Darf mich auf einen der drei Stühle legen auf die selbstverständlich eine Kamera gerichtet ist. Hier wird die Schlagsahne wieder ausgespült.
Das Schneiden geht dann Ruckzuck. Die Friseuse wundert sich über mein dünnes Haar. Föhnen. Fertig, alles sehr professionell. EUR 12.

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Tempeltour Tainan

Heiß ist es heute in Tainan. In weiser Voraussicht hat man vor langer Zeit zahlreiche Banyanbäume angepflanzt. Deren weit ausladende Kronen spenden Schatten und unter einem dieser Prachtexemplare verarbeite ich gerade die Eindrücke diverser Tempelbesuche.
Eine Einheimische hatte mich begleitet, so habe ich neben Nummer 7 und 8 die gern mit ernster Mine vor daoistischen Tempeln sitzen auch gelernt, warum Taiwanesen so eifrig studieren. Wegen der vier Kinder.
(Die sind auf dem 1000$ Schein abgebildet.)

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Tainan gefällt mir.

Nach Tainan

Radle durch dießiges Wetter wie es in der Ebene des Westens immer zu sein scheint. Mein Weg führt mich durch quirlige Gassen, aber auch entlang monotoner Abschnitte nach Tainan. Die Zahl der Mopeds in Tainan ließ mich kurz an Saigon denken… ist hier aber alles halb so wild.

Radelte durch riesiges Areal mit dem Namen “Science Park”. Ein Industriegebiet, sehr weitläufig mit Parks und Seen zwischen den gigantischen fensterlosen grauen Quadern in denen Elektronik, aber auch Displays und Beleuchtungen gefertigt werden.

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